Die Studierenden der Universität St. Gallen (HSG) haben entschieden, die Studierendenvertretung weiterhin Studentenschaft zu nennen. Die Jungfreisinnigen St. Gallen (JFSG) begrüssen diese Entscheidung. Gleichzeitig erstaunt der Kommentar des St. Galler Tagblatts, welcher eine demokratisch getroffene Entscheidung als Rückschritt bezeichnet.

Insgesamt 11.34% der Studierenden der Universität St. Gallen haben ihr Privileg wahrgenommen und darüber abgestimmt, wie die Studierendenvertretung in Zukunft benannt werden soll. Dabei haben sich 53.31% der Stimmenden dafür entschieden, den Namen Studentenschaft beizubehalten. Das St. Galler Tagblatt schliesst daraus, dass dies ein Rückschritt für die Universität sei und meint, Zeichen dafür zu erkennen, dass die Universität nicht alle Geschlechter gleichermassen willkommen heisse. Die JFSG wundern sich über diese nicht belegbare Aussage und kritisieren die oberflächliche Berichterstattung. Dass ein demokratischer Entscheid als Rückschritt und „nicht dem Zeitgeist entsprechend“ bezeichnet wird, offenbart ein merkwürdiges Demokratieverständnis.

Entscheidung der Studierenden
Im Herbstsemester 2020 betrug der Frauenanteil an der HSG rund 35%. Wäre die Namensgebung der Studentenschaft für die Studentinnen ein Problem, hätten sie die Abstimmung über die Namensänderung folglich aufgrund der tiefen Stimmbeteiligung deutlich für sich entscheiden können. Durch den Ausgang der Abstimmung ist für die JFSG jedoch klar, dass die Bezeichnung Studentenschaft von den wenigsten Studierenden als störend empfunden wird. „Hier wird von Aussenstehenden ein Problem herbeigeredet, dass von einem Grossteil der Studierenden überhaupt nicht als solches wahrgenommen wird“, meint Joel Mäder, Präsident der JFSG. „Dass den HSG-Studierenden Diversität und Inklusion sehr wohl wichtig sind, zeigt die klare Annahme der revidierten Statuten in einer gender-neutralen Form.“

Widersprüchlicher Kommentar mit Vorurteilen
Besonders stören sich die JFSG an der These, dass die HSG nicht alle Geschlechter gleichermassen willkommen heisse. Hierbei ist es erwähnenswert, dass vonseiten der Universität keine Gremien in die Namensgebung involviert waren. Die Entscheidung über die Namensgebung wurde allein von den Studierenden getroffen. Daraus zu schliessen, dass an der Universität Frauen nicht willkommen geheissen würden, ist schlicht reine Spekulation und kann in keiner Weise belegt werden. Die Autorin, welche meint, eine Diskriminierung von Frauen zu erkennen, bedient sich gleichzeitig selbst Klischees und Vorurteilen über den Stereotyp des HSG-Studenten, ohne die Kultur der HSG genauer zu beleuchten. Die JFSG erhoffen sich in Zukunft fundiertere Kommentare vom St. Galler Tagblatt, welche von recherchierten Inhalten und nicht von persönlichen Befindlichkeiten geprägt werden.